GRÙNE KUTSCHE .DE
Wir leben im November 2018. Die Tage sind schon deutlich kürzer geworden und die Nächte deutlich kühler.
Wir steuern die sächsische Metropole Zwickau an. Die Stadt Zwickau liegt in einer tiefen Senke. Durch diese Senke zieht der Fluss Mulde seine Bahn. Die Mulde ist das am schnellste fließende Gewässer Sachsens und gehört auch deutschlandweit zu den schnellsten Gewässern. Die außergewöhnliche GrüneKutsche-Aussteigerfamilie hält mit seinen schweren Kutschgespannen direkten Kurs auf Zwickau-City. Ein wunderschöner Anblick offenbart sich der Familie als das Muldendelta seine Pforten öffnet und einen sehr steilen Abstieg erkennen läßt. Es sind eine Menge Höhenmeter, die auf aller kürzester Wegstrecke, von Mensch und Tier, bewältigt werden müssen. Daniel beginnt mit der GrünenKutsche den Schleichfahrtmodus. Es geht sehr langsam, sehr steile Abhänge hinunter. Das drei Tonnen schwere Gefährt kriecht den Berg hinab. Die Bremsen quietschen und die staken Kaltblutpferde Fergi und Alex lassen die GrüneKutsche sehr nah an sich heran aufrollen um dann mit den schweren und sehr stabilen Aufhaltesträngen die Kutsche mit zu bremsen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Straße, aufgrund vieler Baustellen und daraus resultierenden Umleitungen, eigentlich als städtezufließende Hauptschlagader denkbar ungeeignet war und eher die Bezeichnung gut ausgebauter und aspaltierter Feldweg verdient hätte. Julian fährt mit seiner Schwester Sarah, mit der weißen Kutsche, vor Daniels schweren Gespann vorraus. Seine Kutsche ist um eine ganze Tonne leichter als die GrüneKutsche aber trotzdem nur unwesentlich schmaler als das nachfolgende Gespann. Die Straße verzeiht hier keinerlei Fahrfehler. Links und rechts fallen steile Gräben neben dem sehr schmalen Fahrstreifen ab. Eine kleine Unachtsamkeit und die Reise kann ein jähes Ende haben. Sollte auch nur ein Gespann in so einen Graben gelangen, so würde der sofortige Absturz drohen und die Fahrzeuge würden sich samt Fahrer und Beifahrer überschlagen. Daniels Puls beginnt zu klopfen. Stetig hält er mit seinem Sohn Julian den Funkkontakt um vor zusätzlichen Gefahren wie tiefen Schlaglöchern und unachtsamen Gegenverkehr gewarnt zu werden. Es ist eigentlich schier unmöglich, dass zwei Fahrzeuge nebdneinander auf der schmalen Fahrbahn platz finden. So sprechen sich die beiden Gespannführer immer wieder ab, wann und wo sie dem Verkehr Platz machen wollen. Hier dienen kleine Einbuchtungen am Straßenrand zum Ausweichen und zum Überholen lassen. Diese Einbuchtungen sind allerdings auch nur überaus kurz und jeweils an ihren Ein- und Ausgängen mit steilen Vertiefungen geschmückt. Beide Gespanne zusammen kommen auf eine Gesamtlänge von über 25 Metern. Wie hier alle Tiere und Fahrzeuge auf Einbuchtungen von höchstens 5 Metern Länge ihren Platz fanden ist bis heute unklar geblieben. Daniel hat manchmal bei einer Einfahrt oder auch Ausfahrt bemerkt, wie ein Vorder- oder Hinterrad die Bodenhaftung verlor und die Kutsche nur noch auf drei Rädern ihre Fahrt vollzog. Wie durch ein Wunder gelingt die komplette Abfahrt. Nur noch ein kleines Stück und die GrüneKutsche-Familie erreicht das Stadttor von Zwickau. Die GrüneKutsche kommt ins RadioWenn kein Funkverkehr zwischen den Gespannen statt findet dienen die speziellen Funkgeräte der außergewöhnlichen Grünekutsche-Aussteigerfamilie als kleines Radio welches in aller Regel den Sinn hat, dass Mensch und Tier auch in solch schwierigen Situationen ihre innere Ruhe finden können. Bei Julian läuft meistens Schlager- und bei Daniel meistens Klassikradio. "Doch wir unterbrechen unser Programm für eine wichtige Warnmeldung" tönt es aus den kleinen Geräten. "Auf der westlichen Stadteinfahrt in Richtung Zwickau-Innenstadt befinden sich zwei Kutschgespanne auf der Fahrbahn. Bitte fahren Sie äußerst vorsichtig und halten Sie Abstand." Daniel und Barbara schauen sich beide ganz verdutzt an. Sind sie es die gemeint sind? Kann das sein? - Wer sollte es sonst sein! Mehr Gespanne gab es auf dieser Straße auch nicht. Ja, sie waren gemeint. Wirzig, zum ersten Mal ist die GrüneKutsche im Radio. Und wenn auch nur als Warnmeldung. Es hat die Gesamtsituation irgendwie aufgelockert und ebenfalls für willkommene Entspannung gesorgt. Alle waren kurzfristig aufgeheitert und frohen Mutes, dass auch das letzte Stück Strecke geschafft werden kann. 99,9 % aller Verkehrsteilnehmer nehmen auf uns RücksichtDiese Einschätzung von uns ist es wert auch an dieser Stelle mal so benannt zu werden und unseren Dank auszusprechen. Es nähert sich eine kleine Vorortschaft. Gleich sind wir da und obwohl uns im Vorfeld viele Menschen vor Zwickau gewarnt haben, da es dort überhaupt kein Futter für die Tiere gäbe, haben wir es trotzdem gewagt und waren nun froh, unser Ziel bald und vor allem schadensfrei erreicht zu haben. Daniel schaut in seinen Rückspiegel. Ein weißer PKW kommt von hinten angeschossen. Die Fahrbahn ist sehr, sehr schmal und die weiße Linie zum rechten Farbahnrand sollte unter keinen Umständen überfahren werden. Der PKW kann unmöglich vorbei. Es ist einfach kein Platz vorhanden. Daniel lenkt sein Gespann nach rechts. Er überfährt die Fahrbahnmarkierung am rechten Straßenrand. Die GrüneKutsche gerät in Schieflage und droht zur rechten Seite umzukippen. Alex, die starke, nebensichere Kaltblutstute geht schon ganz schief im Gefälle, welches in einem drei metMe tiefen Graben endet. Schritt für Schritt zieht sie den Wagen einfach nach vorne. Daniel schaut nach vorne auf die weiße Kutsche. Julian hat einen 10 Meter Vorsprung. Der PKW braucht kein Risiko einzugehen und kann, wenn er sein Tempo drosselt, sich vor Daniel und hinter Julian setzen. Hoffentlich geht alles gut. Die Kaltblüter gehen voran. Die linken Kutxchenräder verlieren ihren Bodenkontakt. Daniel zieht das Gespann vorsichtig nach links um wieder auf die Fahrbahn zurück zu gelangen. Doch was ist das?! Ded weiße PKW wird nicht langsamer. Ganz im Gegenteil. Er gibt noch mehr Gas. Julians Gespann ist um ein Vielfaches weiter zur Fahrbahnmitte als Daniels je, in dieser Situation, war. Der Motor des Autos heult laut auf. Keine Chance. Niemals kommt er da vorbei, denkt sich Daniel, der irgendwie jetzt die Schieflage vsrliert und mit allen vier Rädern Bodenkontakt gewinnt. Julian zieht jetzt ganz leicht seine Zugpferde nach rechts und der PKW verschwindet Just im selben Moment aus Daniels Sichtfeld und zieht auf der linken Seite von Julians Gespann vorbei. Das ist nur was für absolute VollprofisWodurch zeichnet sich hier der Vollprofi aus?
Julian und Sarah bemerken den herrannahenden PKW. Ganz ruhig wird er, der Julian. Um weiter auszuweichen und das Gespann nach rechts zu ziehen bleibt keine Zeit mehr. Das Verhalten des PKW-Fahrers muß und wird zur Kollision mit Julians Gespann führen. Die beiden Geschwister wissen was nun geschehen wird. In der Vergangenheit haben die beiden schon eine Vielzahl von Situationen gemeistert, die für den Laien schier unmöglich ausgesehen haben müssen und wo der Gedanke schwer fällt, dass aus gleichen auch nur ein Mensch lebendig und auch nur ein Tier unverletzt hätte herauskommen können. Der PKW kommt auf Bockhöhe. Sarah schaut dem Wagen genau auf die Motorhaube. Julian spricht seinen lieben Kaltblutwallach Beppo an. Julian kennt Beppo vom ersten Tag, an dem er gebohren wurde. Es ist sein Pferd. Julian hat ihn eingeritten und eingefahren. Er kennt ihn am allerbesten. "Bleib ruhig Beppo, bleib jetzt ganz ruhig", sagt Julian mit sanfter Stimme seinem freuen Freund. Die Ohren der beiden Zugpferde richten sich nach hinten. Aufmerksam lauschen sie zu Julians ruhigen Worten. Sie wissen das etwas passieren wird. Sie wissen nicht was und wie. Sie wissen aber das etwas geschehen wird. Es kracht. Die weiße Kutsche wird erschüttert. Metal und Holz beginnen zu krächzen. Sarah und Julian bekommen einen Stoß, der sie fast vom Kutschbock schleudert. Sarah sieht ganz genau von oben aus der Vogelperspektive wie sich alles abspielt. Ohne den Blick auch nur einen Bruchteil einer Sekunde vom Unfallhergang abzuwenden spricht sie zu ihrem kleinen Bruder:" Julian, sie haben nur die Kutsche gerammt, nur die Kutsche! Bleib ganz ruhig, sie sind nicht gegen die Pferde gekommen." Julian hält sich an die Weisung seiner großen Schwester. Die Pferde sind vom rückwärtigen Aufschlag stark erschrocken. Das ist der schwierigste Moment für Mensch und Tier. Hier scheidet sich die Spreu vom Weizen und nur ein gutes und eingespieltes Team hat hier realistische Chancen auch solche Situationen zu meistern. Die Pferde, Dolli und Beppo, überlegen ob sie die Flucht ergreifen müssen. Im Fluchtmodus der Tiere passieren dann die wirklich schlimmen Unfälle wo es zu teagischen Ausgängen kommen kann. Das weiß Julian und Sarah abed ganz genau. Und nicht nur aus der Theorie! "Ruhig Dolli, Beppo! Ganz ruuuuhhhhiiiggg!" So spricht der junge Kutschenmeister zu seinen Tieren und kann so ein schlimmes Ende vermeiden und beide Pferde wieder in Ruhe versetzen. Und noch einmal heult der Motor des überholenden Wagens auf und im nächsten Moment ist er vor dem Gespann der weißen Kutsche. Sarah konnte die Beschädigungen am vorbeifahrenden PKW genyu erkennen. Die Beifahrertür und der Kotflügel waren demoliert. Der verunfallte PKW wird jetzt sicher anhalten um die Schäden zu begutachten, denkt sich Sarah, die sich jetzt auf die nun folgende Situation versucht einzustellen. Doch weit gefehlt, der Fahrer des beschädigten Fahrzeuges gibt Gas und macht keinerlei Anstallten anzuhalten. Er flüchtet. Wenige Augenblicke vergehen und beide Gespanne erreichen den letzten kleinen Vorort vor Zwickau. Julian und Daniel entscheiden sich für die erstbeste Möglichkeit um anzuhalten und fahren auf einen Parkplatz vor einer Gaststätte. "Es ist uns nichts passiert", kommt es aus den Funkgeräten der Eltern zum hinteren GrüneKutsche-Gespann. Daniel und Barbara simd erleichtert, dass den beiden Kindern nichts schlimmes zugestoßen ist und alle Tiere unverletzt geblieben sind. Doch dann hielt plötzlich ein anderes Fahrzeug neben den Gespannen an. Der Fahrzeugführer stieg aus und näherte sich dem GrüneKutsche-Team. Der Mann stellte sich mit seinem Namen vor und übergab an Sarah einen Zettel. Hierauf, so erklärte er, hätte er seinen Namen, seine Adresse und seine Telefonnummer aufgeschrieben. Außerdem hätte er den Unfallhergang genau mitverfolgen können, sich das Kennzeichen des weißen PKWs gemerkt und ebenfalls dort auf den Zettel geschrieben. Falls wir einen Zeugen bräuchten, der den kompletten Hergang gesehen hätte, dürften wir uns gerne an ihn wenden und mit seiner Unterstützung feste rechnen. Dieser Mann war absolut empört und völlig außer sich. Was für diesen Menschen erschreckend und schockierend war ist für die außergewöhnliche GrüneKutsche-Aussteigerfamilie jedoch, wenn auch nur sehr, sehr selten, aber traurige Realität und gehört mit 0,1 % zu jedem neuen Reisetag dazu. Ein Lob auf unsere VerlasstiereUnd so genießen unsere Tiere ihren verdienten Feierabend, nachdem wir die wunderschöne Sachsenstadt-Zwickau am Nachmittag endlich erreichten und direkt in der Stadt am Muldenufer eine Weiße mit bestem Grünfutter einkoppeln konnten.
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